Sonntag, 13. Januar 2013

Ab jetzt in Singida

Für alle, die sonst hier gelesen haben:
Habe auf Grund des Ortswechsels einen neuen Blog ins Leben gerufen. Die Addresse lautet:
rike-in-singida.blogspot.com
Viel Spaß beim Lesen, ich freu mich über Rückmeldungen!

Dienstag, 5. Juni 2012

Ja, ich lebe noch

Also, als erstes muss ich mich wohl eine Entschuldigung für meine lange Abwesenheit loswerden. Irgendwie bin ich nicht dazu gekommen...

Bevor ich jetzt ewig erzähle, was ich de ganze letzte Zeit so gemacht habe, erzähl ich lieber ein paar kleine Anekdoten:

Gestern ist fast ein Gecko auf mich draufgefallen. Ich lag lang auf dem Sofa und habe auf die anderen gewartet, die zum Essen wiederkommen wollten. Als dann direkt neben und auf meinem Gescht etwas Mörtel landete, der bei genauerem Hinsehen von neben dem Deckenbalken kam, wunderte ich mich doch etwas. Denn wieso um alles in der Welt, sollte der Mörtel von der Wand fallen? Die Bewegung, die ich dann sah, war eindeutig. von oben plumpste ein Gecko genau auf mein Gesicht zu. Ihr könnt mir glauben, so schnell bin ich selten aufgestanden. Etwa eine halbe Sekunde später ist er dann auch wild zuckend auf dem Sofakissen gelandet, auf dem ich eben noch vor mich hingedöst habe. Da er da natürlich nicht bleiben konnte, wollte ich in vorsichtig rausgetragen. Im gleichen Moment klopfte es auch schon an der Tür, weil Donald zum Essen gekommen ist, er war etwas erschrocken, als ich ihn mit einem halbtoten Gecko in der Hand die Tür öffnete.

Am Freitag hatte ich noch eine Begegnung mit einem Skorpion im Labor. Die Bewegung aus dem Augenwinkel ließ mich zuerst auf einen großen Käfer oder eine Spinne schließen. Aber, da ich auch die nicht so angebracht finde, wenn sie neben meinen Füßen sitzen, dachte ich mir, ich entferne sie mal. Da sich das bis dato unidetifizierte Etwas hinter einem Abfallbehälter versteckte, hab ich den mal hochgenommen, um ihn samt Tier nach draußen zu tragen. Irritiert hat mich dann der stark gekrümmte Schwanz.
Meine Diagnose: Ein Skorpion!
Meine Reaktion: Abdilahy mitteilen "Tuna shida hapa!" (Wir haben hier ein Problem!) und gemessenen Schrittes das Labor verlassen.
Die freundliche Auffordung "Kill it" seinerseits habe ich gekonnt ignoriert. Sowas überlass ich dann doch lieber einem Kerl. Er hat das Tierchen dann mit einer Pinzette eingefangen und es in Alkohol ertränkt, bis es so hinüber war, dass es ruhig genug gehalten hat, damit wir es unterm Mikroskop genauer angucken können. Ein krasser Anblick.

Die Antwort, auf die Frage, wie gefährlich der nun war, war "Mbaya kabisa" (Sehr schlecht/schlimm). Weitere Fragen an Hilary ergaben, dass en Skorpion dieser Größe (immerhin knapp vier cm) unter Umständen tödlich ist, wenn er zum Beispiel in den Kopf sticht (wie auch immer er dahin kommen soll), oder in den rechten Arm, sodass das Gift recht schnell zum Herzen gelangt. Aber auf jeden Fall wäre ein Stich extrem schmerzhaft und würde einen für längere Zeit außer Gefecht setzen.
Glücklicherweise ist ja nix passiert.

Außerdem war haben wir gestern versucht zu lernen, wie man hier tanzt. Die Schrittfolgen zu eineigen Tänzen sind zwar manchmal etwas komisch, aber an sich nicht so kompliziert, dass man sie nicht lernen könnte. Wesentlich mehr überfordert hat dahingegen das kreisen mit der Hüfte. Jetzt wird sich mancher vielleicht denken, was soll den daran so kompliziert sein. Ja, kreisen kann ich die Hüfte auch, aber nur in horizantale Richtung. Habt ihr schon  mal versucht, das ganze auf vertikale Weise zu bewegen. Ich sage euch, das sieht A unglaublich abgefahren aus und ist B auch noch sau schwierig! Und gezeigt hat uns dass nicht etwa Sophia, die gestern wiedergekommen ist, sondern erst Hilary und danach Bruno. Bruno musste nämlich erst noch seinen Gürtel holen, weil das ohne nicht geht. Die beiden kamen sich auch nur unwesentlich veräppelt vor, als wir sie etwa 20 Mal aufgefordert haben, dass nochmal zu wiederholen.
Angeblich hab ch ja den Bogen raus, ich bin mir aber da nicht so sicher. Wenn ichs kann, werde ich es aber präsentieren!

Sonntag, 8. April 2012

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Osterfest!
Auch hier habe ich heute eine kleine Ostereiersuche veranstaltet. Da (endlich) ein wunderbares Paket es zu mir geschafft hat und ich so an eineige Osterleckereien gekommen bin, habe ich mir gedacht, ich teile mal ein bissschen. Also habe ich für die ganze Familie kleine Säckchen zusammengestellt und im Hof versteckt. Leider war es für die Schokolade ein bisschen zu warm. Dann haben wir der Familie den Ostereiersuchbrauch erklärt und sie mal nach draußen gelassen. Das mit dem Verstecken hatte sie zwar kurz verwirrt, aber dann war es richtig lustig.
Obwohl ich dann als einzige kein Säckchen hatte (ich hab ja versteckt für alle) hatte ich mindestens genauso viel Spaß wie die anderen.
So hol ich mir ein bisschen Ostern nach Tansania!

Aber auch hier war der kirchliche Teil des Osterfestes gar nicht so anders, als bei uns. Wir waren in der Osternachtsmesse, die knapp dreieinhalb Stunden dauerte, aber sehr schön war.
Was ich so in Deutschland noch nicht erlebt habe, war die Wiederaufnahme der "Fröhlichkeit" nach der Karwoche und der Fastenzeit. Der Chor hat beim Singen wieder mitgetanzt, das Keyboard hat wieder laut begleitet, die ganze Kirche hat lautstark mitgesungen und es wurde wieder gejubelt. Dazu sah man auf jedem Gesicht in der Kirche, egal ob bei Priester, Schwester, Kindern oder Erwachsenen ein Lächeln auf den Lippen. Das war sehr schön!

Mittwoch, 4. April 2012

Und ja, ich komme zurück

Es ist gerade grausame Wirklichkeit geworden.
Wir habe unsere Rückflugdaten.
Was wünscht man sich mehr als morgens um 3:35 Uhr am Kilimanjaro International Airport loszufliegen, knapp zweieinhalb Stunden später in Addis Abbeba zu landen und dort für vier Stunden das Innere des Flughafens begutachten zu können, welches auf dem Hinflug schon nicht sonderlich spannend war, um anschließend ein neues Flugzeug zu besteigen, das einen dann um 16:35 Uhr in Frankfurt absetzt.
Das könnte interessant werden. Aber mit Sicherheit auch spannend.

Ich freu mich auf jeden Fall schon wieder auf zu Hause, aber der Abschied dürfte doch sehr schwer werden.
Noch ist es ja ein bisschen hin, also Kopf hoch.
Wir sehen uns,
frühstens am 20. Juli.
Bis dahin :)

Mittwoch, 21. März 2012

6 Monate rum

So, zur Beruhigung:
Ich lebe und mir geht es ausgesprochen gut!

Ich habe mich ja schon etwas länger nicht mehr gemeldet, aber aus gegebenem Anlass, dachte ich mir, mach ich das noch mal wieder.

Der Anlass besteht darin, dass ich vor gestern genau einem halben Jahr von zu Hause aufgebrochen bin. Mit dabei mein knalloranger Koffer, ein Rucksack und viel viel Aufregung. Jetzt ein halbes Jahr später, liegt der Rucksack unter meinem Bett, der Koffer steht in der Ecke und die Aufregung hat sich einigermaßen gelegt. Dafür kann ich ganz viel Erfahrung mit zurücknehmen. Aber ich hab ja noch ein bisschen Zeit zu sammeln. Noch vier Monate und ich bin wieder da. Das ist gar nicht mehr so lange. Eigentlich sogar viel zu kurz. Wenn ich überlege, wie schnell die ersten 6 Monate rum waren, kommen mir die vier geradezu lächerlich vor. Aber ich freue mich doch auch ein bisschen darauf, wenn ich wiederkomme. Dann sehe ich alle mal wieder und kann normal mit allen reden, ohne sich frustriert bei Skype anzuschreien. Das ist doch auch was!
Ansonsten kann ich im Rückblick bis jetzt nur sagen, dass die Zeit hier echt klasse war, noch ist und hoffentlich auch noch sein wird. Aber da bin ich recht zuversichtlich.
Bei der Familie, in der wir hier leben dürfen, kann das gar nicht schlecht werden! Und auch die Arbeit ist immer noch klasse.
Auf jeden Fall krieg ich jetzt schon ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich daran denke, dass ich meine Sachen aus meiner Kommode balb schon wieder in meinen knallorangen Koffer und meinen Rucksack packen muss. Mit dabei dann viele viele Erlebnisse und neue Erfahrungen, von denen ich euch dann erzählen kann.
Ich freu mich!

Donnerstag, 9. Februar 2012

Warum?

Eine Frage, die ich mir hier zwar häufiger stelle, aber so krass noch nie:
Ich habe heute die Ergebnislisten von den Examinations der Secondary School hier in Iguguno gesehen. Das entspricht in etwa, dem Abschluss, den wir mit dem Abitur erreichen.
In dieser Schule waren insgesamt 139 Schüler, von denen 133 mitgeschrieben haben.
78 davon haben nicht bestanden!!
weitere 48 haben die Division 4, 6 die Division 3 und 1 die Division 2 erreicht, Division 1 hat leider keiner geschafft. Die Division entscheidet darüber, ob und was man studieren darf.
Dieses Ergebnis finde ich schon ziemlich krass!
Ich bin ziemlich geschockt und frage mich gerade, warum die Examen so gestellt sind, dass ein Großteil keine Chance hat zu bestehen. Irgendetwas lääuft doch da grundlegend falsch.
Die 78 Durchgefallenen haben übrigens nicht, wie bei uns einen Schnitt schlechter als 4,0 oder so, nein, sie haben einfach in jedem! Fach ein F also eine 6.
Auch im Fach Mathematik, hat fast der ganze Jahrgeng eine &, bis auf ein paar Ausnahmen, die mal ne vier, ne drei und zwei Überflieger soger eine 2 geschafft haben. Aber es kann doch nicht ein ganzer jahrgang kein Mathe können?! Da muss doch ein Fehler sein!

Montag, 23. Januar 2012

Der normale Alltag

Ich kann ja nicht immer nur davon berichten, was hier alles besonderes passiert, es ist ja nicht so, dass wir hier nur Urlaub machen und Abenteuer erleben. Nein, wir führen dazwischen auch ein ganz normales Leben. So ungefähr sieht ein normaler Wochentag bei uns aus:

Wir stehen morgens früh auf, ziehen uns an, frühstücken, Tee und Maandazi (ausfrittiertes Hefegebäck), machen uns arbeitsfertig, schwingen uns auf unsere Fahrräder und fahren zur Arbeit. Luise zur Schule und ich zur Dispensary. Beide liegen fast nebeneinander am anderen Ende des Dorfes. Deswegen die Fahrräder. Ich begebe mich dann sofort in den Raum, in dem sich morgens alle Mitarbeiter zum Morgengebet und zur Fallbesprchung treffen. Das kann fünf Minuten oder auch eine dreiviertel Stunde dauern. Anschließend wendet sich jeder seiner Arbeit zu. Dass heißt für mich, dass ich mich ins Labor begebe. Ist außer mir noch kein Labormitarbeiter da, muss ich halt selbst aufschließen. Eigentlich sollen alle um viertel vor acht da sein, hat man mir gesagt. Daran habe ich mich die erste Zeit auch gehalten, war damit aber so ziemlich die einzige. Also bin ich dazu übergegangen, erst um kurz vor acht da zu sein. Um acht kommt dann Sista Angelica, und es wird gebetet. Zu der Zeit sind wir meistens zu viert. Bis halb neun trudelt dann normalerweise der Rest ein. Tansanische Zeitrechnung halt.
Im Labor geht es erst mal mit dem täglichen „redusten“ los, dass heiß, das ganze Labor wir sauber gemacht. Aalle Oberflächen werden mit Spiritus oder Bleiche oder beidem abgewischt (meine Aufgabe) und der Boden wird gefegt, gewischt, oder auf beide Arten gesäubert (je nachdem, wer da ist).Sobald alles sauber ist, kommen meistens auch schon die ersten Patienten. Was bedeutet, dass meine Arbeit beginnt. Ich sitze gegenüber der Tür, empfange die Patienten, die vorher bereits beim „Daktari“ waren und entnehme ihrem Heft, auf was getestet werden soll.
Für Malaria wird nur in den Finger gestochen und ein Blutfilm auf einem Objektträger angelegt. Für Syphilis, HIV, Blutzucker und Hämoglobinwerte brauchen wir ebenfalls nur einen Tropfen Blut. Für einen Typhustest brauchen wir Blutserum, also muss ich Blut abnehmen, ebenso für ein großes Blutbild, was hier liebevoll „full bloody picture“ genannt wird, und Blutgruppentests („bloodygrouping“). Außerdem werden bei uns noch Stuhl und Urinproben untersucht. Interessanterweise scheinen die meisten Patienten mehr Angst davor zu haben, dass ich ihnen in den Finger piekse, als dass ich ihnen Blut abnehme. Ich habe keine Ahnung warum, wenn ich manchmal sehe, wie ein Kollege von mir Blut abnimmt. Besonders kleine Kinder muss man manchmal sehr gut festhalten. Das ist nicht immer schön...
Wenn gerade keine Patienten angenommen werden müssen, begebe ich mich in den hinteren Teil des Labors, wo die ganzen Tests durchgeführt werden. Dort arbeite ich fast ausschließlich mit den Blutproben. Außer, dass ich die Malariaparasiten nie finde. Immer wenn ich welche suche, hat der Patient kein Malaria gehabt. Glück für ihn, Pech für mich. Alle Testergebnisse müssen dann anschließend noch „recorded“ werden. Also in Bücher eingetragen werden.
Zwischen zehn und zwölf Uhr sagt mir Ainess dann immer Bescheid, dass es „Chai“ gibt, dass heißt nochmal Tee und Chapati oder Maandazi dazu. Danach arbeite ich weiter, bis etwa um ein Uhr und bin dann fertig. Manchmal holt Luise mich ab oder hilft noch kurz aus, wenn sie früh Schulschluss hat, und manchmal fahre ich sie abholen. Um mich dann jedesmal dafür zu rechtfertigen, warum um alles in der Welt ich nicht mitessen möchte. Aber zu Hause wird ja extra für uns mitgekocht.

Mittags gibt es bei uns immer Ugali (Maisbrei, relativ geschmacklos) mit Gemüse. Aber immer anderes Gemüse. Sehr lecker ist „kabish“ (Weißkohl, vom engl. cabbage). Den Nachmittag verbringen wir dann unterschiedlich. Mal mit Waschen, mit der Hand in Eimern natürlich, mal mit Aufräumen und Saubermachen (wir haben Fledermäuse mit reger Verdauung im Zimmer, und das große Käfersterben), mal gehen wir auch einfach nur Spazieren oder „kupumziken“ ((kiswahili kupumzika = ausruhen). Abends begeben wir uns manchmal mit in die Küche, um Kochen zu lernen. Interessanterweise herrscht in unserer Familie die Vorstellung, wir könnten gar nicht kochen oder backen. So wurden wir schon öfter halb erstaunt halb entsetzt angeguckt, wenn wir etwas in die Richtung gemacht haben. Vor allem Teig kneten ist anscheinend undenkbar. Mmein Gastbruder wollte mir nicht glauben, dass ich den tatsächlich vom Mehl bis zum fertigen Teig ganz allein hergestellt habe, meine Gastschwester hat mich gefragt, wer mir das beigebracht hat. Als ich sagte „meine Mama“ war sie fassungslos, dass die das ja auch kann. Das wirkt auf uns immer etwas irritierend.
Abends duschen wir dann immer noch, sobald das Duschwasser heiß ist, da wir ja kein fließendes Wasser haben, muss das Wasser vorher gekocht werden, wird dann mit kaltem Wasser gemischt und wir können duschen. Mit zwei Eimern, einem großen mit Wasser drin und einem kleinen zum schütten. Funktioniert hervorragend und man kann nicht eine halbe Stunde duschen, weil man fertig ist, wenn der Eimer leer ist.
Gegessen wird hier zwischen neun und zehn. Abends ist das Essen etwas abwechslungsreicher als Mittags und meistens sehr lecker. Bis jetzt aht uns immer alles geschmeckt. Besonders hoch im Kurs stehen bei mir „Wali na maharge“ (Reis mit Bohnen) und „Makande“ (Mais-Bohnen-Eintopf). Selten gibt es auch mal Chapati, die dann Luise und ich machen dürfen. Wenn es abends nochmal Ugali gibt, bekommen Luise und ich und Mama meistens Nudeln, was uns ganz gelegen komm, da Ugali nicht so cool ist, dass ich ihn zweimal täglich essen müsste. Unsere Abendbeschäftigung heißt dann oft „Spielen“! Mittlerweile wechseln wir zwischen Knack, Halli-Galli, Scrams und Lobo 77 (auf Swahili, nicht so einfach, wenn man müde ist). Danach sind wir auch so müde, dass wir uns nach einer Runde Zähneputzen unterm Sternenhimmel direkt ins Bett begeben. Manchmal gucken wir abends aber ach noch einen Film :)
Das ist so ungefähr, was wir hier so täglich machen. Weiter Fragen bitte direkt an mich :)