Mein erstes nicht-deutsches Weihnachtsfest liegt nun weitgehend hinter mir. Wie zu erwarten sind einige Dinge anders gelaufen, als wir das von zuhause gewöhnt waren. Der erste Unteschied: Der Heiligabend, wie wir ihn feiern, wird hier gar nicht gefeiert. Weihnachten beginnt erst mit dem 25. Dezember. Wir haben deswegen den 24. damit verbracht, kleine Donut-Maandazi (ringförmiges Hefe-Fett-Gebäck) zu produzieren. Leider hat auch hier unser Plan wieder nicht funktioniert, da die Hefe, mit fünf Stunden Verspätung eingetroffen ist. Aber wir lassen uns ja durch gar nichts mehr aus der Ruhe bringen. Kritisch wurde es erst, als wir festgestellt haben, dass wir es nie und nimmer schaffen können, die ganzen Teigteilchen abzubacken, bevor wir zu Kirche wollten. Denn auch hier gibt es eine Christnachtmesse. Diese sollte um zehn Uhr beginnen (pünktlich). Um viertel vor neun hat man uns dann darauf aufmerksam gemacht, dass wir schon ganz schön spät drann sind. Da war noch nicht einmal das Öl heiß, geschweige denn wir fertig. Also haben wir erstmal gegessen und überlegt, was wir machen können. Glücklicherweise hat sich Mama bereit erklärt für uns zu backen. Darum mussten wir uns also keine Sorgen mehr machen. Blieb nur noch das Zeitproblem. Wir haben unser bestes gegeben uns so schnell wie möglich mehr oder weniger präsentabel herzurichten. Allerdings dachten wir, wir müssten noch auf Hilary warten, der auch mitwollte. Aber der war gar nicht zu Hause. Als wir dann endlich fertig waren, nachdem alle zwei Minuten jemand gesagt hat, dass wir zu spät sind und wir uns beeilen müssen und der Gottesdienst wirklich pünktlich anfängt,waren wir dann soweit. Schön hergerichtet in unseren neuen Weihnachtskleidern, waren wir nun endlich bereit den halbstündigen Marsch zur Kirche anzutreten. Da wir ja alle aufgehalten hatten und dem zufolge viel zu spät waren (waren wir eigentlich nicht) sind wir sogar im deutschen Tempo gelaufen. Denn auch das ist hier in Ausnahmefällen möglich. Doch wir waren noch keine zehn Minuten unterwegs, als wir die erste Pause eingelegt haben, weil Toni und Amos losgeschickt wurden um Hilary einzusammeln. Sophia, Luise und ich haben an der Straße auf die drei gewartet. Und das ganz schön lange. Da hab ich mich doch glatt gefragt, warum man uns vorher so angetrieben hat? Irgendwann waren wir dann aber endlich komplett und konnten unseren Marsch fortsetzen. An der Kirche angekommen, war dann noch mehr als genug Zeit, um alle möglichen Leute zu grüßen und diverse kleine Schwätzchen zu halten. Wir waren also mitnichten spät dran. Auch der Pastor stand noch draußen um sich zu unterhalten. Der zweite kam dann noch ein bisschen später.Um viertel nach zehn begann dann die Messe. Den ersten Schock habe ich allerdings schon bekommen, als ich die Kirche voninnen gesehen habe. EIgentlich ist es eine kleine schlichte Dorfkirche mit fast gar keinem Kitsch, nur die Marienfiguren sind hier alle etwas gewöhnungsbedürftig. Was jetz allerdings mit der Kirche passiert war, war für meinen Geschmack dann doch etwas zu viel. Schon draußen hatten wir uns über die Wimpelgirlanden gewundert, die vor der Tür und über dem Vorplatz hingen, ganz zu schweigen, von den Palmen, die neben der Tür standen. Das sah dann doch eher nach Beacparty, denn nach Weihnachten aus. In der Kirche hingen dann noch mehr Girlanden, die Wand hinter dem Altar war rund um das große Holzkreuz mit bunten Tüchern verhängt und alles andere war in weiße Tücher gehüllt worden. Sehr abschreckend fand ich allerdings die Krippe. Man kann sie sich von der Form her vorstllen, wie ein Kasperletheater (ebenfalls weiß verhüllt). In dem "Bühnenbereich war dann die Krippe aufgebaut. Diese bestand aus einigen kleinen Figuren, die Josef, Maria und die Hirten darstellten und einem völlig überdimensioniertem Jesuskind. Dieses wurde nämlich durch eine kleine Puppe verkörpert, während alle anderen Fiduren etwa so groß wir Playmobilmännchen waren. Damit hätte ich ja an sich kein Problem gehabt, schließlich hat man ja nur hervorgehoben, worum es an Weihnachten geht, aber dass das ganze von Lichterketten umsäumt war, war dann doch zu viel für mich. Das waren nämlich keine schlichten, ruhigen Lichterketten, sondern blinkende, farbige, herzchenförmige Lichterketten. Und davon gleich vier, die sich in den Farben unterschieden und sich nie auf einen einheitlichen Blinkrhythmus einigen konnten. Einige blinkten stetig den gleichen Rhythmus, andere wechselten Interwallweise von bruhigendem, langsamen Blinken zu hektischem und sehr beunruhigendem Fackern und wieder ander hatten überhaupt keine Kontinuität in ihrem Leuchten. Das hat mich dann doch ein wenig abgelenkt. Kaum vorstellbar, wenn es die ganze Zeit über blinkt und leuchtet und flackert. Verschönert wurde der ganze Altarraum dann noch durch einige weiter Palmen(wedel).
Mir sind einfache Tannenbäume und die Krippe von zuhause, die zwar auch auffällig ist, aber mehr Ruhe ausstrahlt, dann doch etwas lieber.
Am nächsten Morgen war dann die Weihnachtsmesse. Wir sind zuhause geblieben, um beim Kochen zu helfen. Hauptsächlich haben wir Gemüse kleingeschnippelt. Zur Feier des Tages gab es sogar eine Ente oder Gans (so genau weiß ich das nicht). Dazu Pilau (Gewürzreis), normalen Reis, Nudeln, Kochbananen-Wurzelgemüse-Eintopf und Pilipili (eine sehr scharfe Soße aus grüner Papaya und Chilischoten). Das war schon mal sehr lecker. Außerdem gabs noch eine Soda für jeden. Da lohnt sich Weihnachten schon.
Der Weihnachtsbrauch hier heißt "kutembelea" (swahili: "jemanden besuchen"). So sind auch wir am Nachmittag mit Hilary und Sophia losgegangen um Leute zu besuchen. Wegen eines Übersetzungsfehlers unsererseits,dachten wir, wir würden nur kurz spazieren gehen. Wir waren letztendlich ca. 4 Stunden unterwegs. Deswegen sind wir auch erst bei Dunkelheit nach Hause zurückgekehrt. Da wir ziemlich weit gelaufen sind, um die Bekannten zu besuchen, mussten wir entsprechend weit zurücklaufen. Und das in der Nacht. Auf halber Strecke sind noch unsere kleinen Brüder mit Freund zu uns gestoßen, so dass wir mit ziemlich vielen Menschen unterwegs waren. Da hier bei Dunkelheit die Bordsteine hochgeklappt werden, und dann auch eigentlich keiner mehr auf der Straße ist, waren wir relativ allein. Das führte dazu, dass wir etwas länger für den Weg gebraucht haben, als gedacht, weil wir kreuz und quer über die Straße geeiert sind und zwischendurch mal kurz angehalten haben, um die Sterne und die vielen Sternschnuppen der Weihnachtsnacht zu betrachten, oder ein spontanes Tänzchen einzulegen. Insgesamt hatten wir sehr sehr viel Spaß.
Am Abend haben wir dann noch eine kleine Bescherung gemacht und uns riesig über die Begeisterung der ganzen Familie gefreut.
Das war im großen und ganzen unser Weihnachtsfest, da wir am zweiten Feiertag Wäsche gewaschen haben, um für die Reise nach Sansibar alles sauber zu haben. Von der Reise später mehr.
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